Wolfgang Menge.
(* 10. April 1924, † 17. Oktober 2012).
Der Sohn eines Studienrats wuchs in Hamburg auf. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden alle Angehörigen seiner jüdischen Mutter von den Nationalsozialisten ermordet. Nur sie überlebte. Während des Zweiten Weltkriegs legte Menge das Abitur ab und wurde anschließend zum Kriegsdienst einberufen.
1949 stellte das Hamburger Abendblatt Menge als seinen ersten Reporter ein. In den 1950er Jahren ging er als Auslandsreporter nach Ostasien. Menge war nach dem Krieg der erste deutsche Reporter in Tokio und der erste deutsche Journalist, der mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau reiste.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland etwa Mitte der 1960er Jahre begann Menge, Drehbücher zu schreiben. Fast alle Drehbücher der legendären Fernseh-Krimiserie Stahlnetz (1958 – 1968), in der Jürgen Roland Regie führte und von denen viele zu Straßenfegern wurden, entstammten seiner Feder. Sein größter Erfolg war die satirische Familienserie Ein Herz und eine Seele (1973 – 1976) mit Heinz Schubert, der als »Ekel« Alfred Tetzlaff deutsche Fernsehgeschichte schrieb. Die Serie beruhte auf dem BBC-Format Till Death Us Do Part des britischen Drehbuchautors Johnny Speight.
Ab 1970 entwickelte er für die Tatort-Fernsehreihe der ARD die Figur des Zollfahnders Kressin und schrieb diverse Drehbücher.
Sein ebenso gespenstisches wie visionäres Fernsehspiel Das Millionenspiel von 1970 beschrieb eine sensationsgierige Quotenjagd und nahm inhaltlich die Erfindung des sogenannten Reality-TV vorweg. Im Fernsehspiel, das auf einer Kurzgeschichte von Robert Sheckley beruht, setzt sich ein Kandidat (Hauptrolle gespielt von Jörg Pleva) eine Woche lang der Verfolgung eines Killerkommandos aus, um eine Million DM gewinnen zu können.
Im Jahr 1973, lange bevor die Umweltproblematik zu einem brisanten Thema der Öffentlichkeit wurde, sorgte sein fiktiver Dokumentar-Thriller Smog für großes Aufsehen.
In der Fernsehserie Motzki (1993, mit Jürgen Holtz in der Hauptrolle) kommentierte Menge bissig die deutsche Wiedervereinigung; eine Neuauflage des Ekel-Alfred-Konzepts, das in Ostdeutschland auf Kritik stieß und dem ein ähnlicher Quotenerfolg wie Ein Herz und eine Seele versagt blieb.
Zudem betätigte er sich ab den 1970er Jahren mit der Moderation von Fernsehsendungen auch vor der Kamera, zum Beispiel von 1974 bis 1982 in der Bremer Talk-Show 3 nach 9.
Wolfgang Menge war mit der Journalistin Marlies Menge verheiratet und lebte in Berlin-Zehlendorf sowie in Braderup auf der Insel Sylt. Das Ehepaar hatte drei Söhne, darunter den Journalisten Jakob Menge.